Interview mit Prozessbegleiterinnen des Projekts: „Bildung 2030 – Guter Unterricht in der inklusiven Schule"

„Mut zur Veränderung!“

November 2023
Foto Interview

Veronika Frick und Edith Hochgruber

Veronika Frick und Edith Hochgruber sind Prozessbegleiterinnen des Projekts „Bildung 2030 – Guter Unterricht in der inklusiven Schule“. Info hat sich mit den beiden Expertinnen getroffen und nachgefragt, wie eine inklusive Schule in Südtirol funktionieren kann.

INFO: Frau Frick was hat Sie dazu bewegt, Prozessbegleiterin für die inklusive Schule zu werden?

Veronika Frick: Zwei einschneidende Erlebnisse haben meinen Berufsweg und mein Engagement im Bereich inklusive Bildung bestimmt: In meinem 1. Unterrichtsjahr übernahm ich hochmotiviert eine Klasse und stand plötzlich, völlig unvorbereitet – ich spreche hier von den 80er-Jahren – vor der großen Herausforderung, unter den scheinbar gleichen Kindern, ein Mädchen mit Spina bifida, einer angeborenen Fehlbildung der Wirbelsäule, zu haben. Es gab noch kaum Unterstützung und so kam die Mutter des Mädchens am Vormittag in die Schule, um die nötigen pflegerischen Maßnahmen durchzuführen. Eine Mutter, die die Prognose erhalten hatte, dass ihr Kind kein Jahr alt werden würde. Nun war es sechs Jahre alt, kam im Rollstuhl zur Schule, war wissbegierig und lernwillig. Seine Mutter war eine Kämpferin, die bereit war, alles für ihr Kind zu tun.   Die Schule hat durch diese Begegnung für mich eine völlig neue Bedeutung bekommen.

Inwiefern?

Veronika Frick: Kooperation, Individualisierung und Differenzierung sowie das Hinterfragen tradierter Vorstellungen waren meine Themen. Durch die zweijährige berufsbegleitende Ausbildung zur Integrationslehrperson wollte ich mich professionalisieren. Als ich eine entsprechende Stelle annahm, kam die Ernüchterung und das war mein 2. einschneidendes Erlebnis: Ich erlebte die Funktion der Integrationslehrperson alles andere als erfüllend. Die einzelnen Kinder wurden mir übergeben und ich sollte sie separiert in einem eigenen Raum fördern. Das hatte ich mir anders vorgestellt, zumal Integrationslehrpersonen der Klasse zugewiesen sind und nicht einzelnen Schülerinnen und Schülern. Ich verließ die Schule und absolvierte ein Studium der Pädagogik mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik und wurde vor allem von einigen Professorinnen und Professoren der Integrationspädagogik besonders geprägt.

Und konnten Sie das Erlernte umsetzen?

Veronika Frick: In den Schuldienst zurückgekehrt, suchte ich in der Praxis nach Möglichkeiten, Unterricht so zu gestalten, dass er der Verschiedenheit aller Kinder gerecht werden kann. Es ging nicht mehr um Integration, sondern um Inklusion.  In  der Reformpädagogik und speziell in der Montessori-Pädagogik fand ich gute Anregungen, die das Kind in den Mittelpunkt stellen und großes Vertrauen in dessen Entwicklung setzen Den Schwerpunkt Inklusion vertiefte ich kontinuierlich in verschiedenen Weiterbildungen, unter anderem in jener zur Prozessbegleiterin von inklusiven Entwicklungen und bei der Mitarbeit zur Adaption des Index für Inklusion. In den folgenden Jahren durfte ich in der Beratung und Lehrerinnen und Lehrern Aus- und Weiterbildung an der Fakultät für Bildungswissenschaften sowie an der Pädagogischen Abteilung tätig sein und in Zusammenarbeit mit anderen zur Weiterentwicklung der inklusiven Schule einen Beitrag leisten.

Für mich ist es wichtig, inklusive Werte in aktives Handeln umzusetzen.

Edith Hochgruber

Frau Hochgruber, auf welche Erfahrungen blicken Sie im Bereich der inklusiven Bildung zurück?

Edith Hochgruber: Ich durfte nach meinem Studium der Pädagogik und Psychologie als Praktikantin Einblick in die Diagnostizierung von Kindern und Jugendlichen nehmen. Später begann ich als Integrationslehrerin zuerst in einer Mittelschule und danach in einer berufsbildenden Schule zu arbeiten. Nach abgeschlossener Ausbildung kannte ich beide Perspektiven (die  der Psychologin und die der Lehrerin) und das war eine wichtige Grundlage für mich. Von diesem anfänglichen Blick auf die Abweichungen vom Standard kam ich über die Integration von Kindern in den Schulklassen, mit dem Begriff der Inklusion in Kontakt. Für mich ist es wichtig, inklusive Werte in aktives Handeln umzusetzen.

Wie haben Sie das geschafft? 

Edith Hochgruber: Ich pflegte zu Beginn jedes Schuljahres folgende Frage an die Klasse zu stellen: „Wenn jemand in der Klasse nicht Fahrrad fahren kann, werden wir dies im Laufe dieses Schuljahres bemerken?“ Diese Frage wurde von der Klasse mit „nein“ beantwortet. Darauf folgte die zweite Frage: „Wenn jemand langsam liest, viele Fehler beim Schreiben macht, eine 1×1 Tabelle benutzt oder Schulangst hat, wird uns dies in der Klasse auffallen?“ Diese Frage beantworteten die Jugendlichen mit „ja“. Gemeinsam mit den Lernenden überlegten wir dann, ob diese Schwierigkeiten etwas über die Person aussagen, sie beschreiben oder uns etwas über deren Charakter mitteilen. Wir stellten fest, dass Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen in der Klasse auffallen, aber viele andere Dinge nicht. Somit begleitete uns das Bild des Fahrrades das ganze Schuljahr hindurch und lud uns ein, alle mit den jeweiligen Stärken und Schwächen wertzuschätzen.
Seit kurzem arbeite ich an der Pädagogischen Abteilung im Bereich Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie als Prozessbegleiterin. Ich finde diese Tätigkeit sehr spannend und darf immer wieder Neues vom Austausch untereinander, von geschätzten Kollegeninnen und Kollegen und durch Weiterbildungen lernen.  

Wichtig ist, das bisher Geleistete wertzuschätzen und nach Entwicklungsmöglichkeiten Ausschau zu halten, Ziele festzulegen und die ersten Schritte gemeinsam zu gehen.

Veronika Frick

Welche Rolle spielen Prozessbegleiterinnen und -begleiter in Bezug auf die Umsetzung des Projekts „Bildung 2030 – Guter Unterricht in der inklusiven Schule“? Wie sieht dieZusammenarbeit mit den Pilotschulen aus?

Veronika Frick: Die Schule und damit alle Beteiligten stehen vor der großen Herausforderung, dem Wandel in der Gesellschaft Rechnung zu tragen und mit den Veränderungen umzugehen. Sie soll und muss sich weiterentwickeln. Als Prozessbegleiterinnen wollen wir die Pilotschulen bei dieser Entwicklung unterstützen. Grundlage dafür ist das Grundsatzdokument, das in einem partizipativen Prozess erstellt wurde und die wesentlichen Merkmale eines guten Unterrichts in der inklusiven Schule aufzeigt. Jede Schule hat ihre spezifische Ausgangslage, auf deren Basis erste Schritte eingeleitet werden können. Wichtig ist, das bisher Geleistete wertzuschätzen und nach Entwicklungsmöglichkeiten Ausschau zu halten, Ziele festzulegen und die ersten Schritte gemeinsam zu gehen. Es geht nicht darum, alles neu zu denken, sondern sich vertieft mit inklusiven Werten auseinanderzusetzen, mutig Strukturen zu hinterfragen, gegebenenfalls zu adaptieren und gemeinsam Praktiken zu entwickeln, die allen Partizipation und Teilhabe ermöglichen. Eine sehr wichtige Rolle spielt dabei die Schulführungskraft, die den notwendigen Rahmen schafft, damit die Lehrpersonen in ihrer täglichen Arbeit den Unterricht gemeinsam weiterentwickeln können. 

Im Zentrum steht das Kind/der Jugendliche, dessen Potentiale entdeckt und gefördert werden sollen. Prozessbegleiterinnen und -begleiter bieten ihren Blick von außen an und unterstützen die Schule in ihrem eigenverantwortlichen Agieren. Sie liefern keine Rezepte und Modelle, weil es solche schlichtweg nicht gibt. Jede Schule geht ihren eigenen Weg und leistet einen Beitrag zu einer zunehmend inklusiveren Gesellschaft. Die Verwirklichung von Inklusion ist nämlich niemals abgeschlossen und muss als fortwährender Prozess verstanden werden.

Edith Hochgruber: Wir wollen alle an der Schule Beteiligten dabei unterstützen, ihre Vorstellungen von Inklusion zu reflektieren, Ideen gemeinsam umzusetzen und Schulentwicklung voranzubringen. Unser Prinzip ist „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Konkret beginnt die Begleitung also mit einer Standortbestimmung. Aufbauend auf Gelungenem und Bewährtem und mit Blick auf neue Wege definieren die Schulen ihre Ziele und legen erste Schritte fest. Der Prozess vollzieht sich spiralförmig in einem kontinuierlichen Wechsel von Umsetzung der Maßnahmen und Reflexion und führt zur nachhaltigen Implementierung von Gelungenem.

Individuelles Lernen in der Gemeinschaft soll für alle die Chancen erhöhen, am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.

Edith Hochgruber

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Umsetzung von inklusiver Bildung im Schulsystem?

Edith Hochgruber: Inklusive Bildung bedeutet, dass alle Menschen an qualitativ hochwertiger Bildung teilhaben und ihr Potential voll entfalten können (UNESCO). Individuelles Lernen in der Gemeinschaft soll für alle die Chancen erhöhen, am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Abfragbares Wissen steht nicht mehr im Vordergrund. Es geht vielmehr um die Anwendung desselben, was durch kompetenzorientierten Unterricht ermöglicht wird. Die Kernkompetenzen des 21. Jahrhunderts wie Kommunikation, Kollaboration, Kreativität, kritisches Denken, soziale Fähigkeiten und Flexibilität müssen in der Schule eingeübt werden. Dies erfordert eine entsprechende Gestaltung des Unterrichts.

Veronika Frick: Die notwendige Voraussetzung für die Umsetzung von inklusiver Bildung an Schulen ist, sich gemeinsam auf den Weg zu machen und bestimmte Traditionen und Haltungen zu hinterfragen. Die Haltung „Wir und unsere Schule“ statt „Ich und mein Fach/meine Klasse(n)“ ist das Ziel. Kooperation und Austausch fördern das Verständnis für verschiedene Sichtweisen und ermöglichen die Nutzung vorhandener Kompetenzen und personeller Ressourcen. Lehrpersonen sollten professionelle Zusammenarbeit als Entlastung erfahren, um Herausforderungen zuversichtlich begegnen zu können. Ziele und Inhalte betreffen die Gegenwart und müssen auf die Zukunft ausgerichtet sein. Dafür braucht es auch den Mut, z.B. Curricula zu entrümpeln und jene Themen wegzulassen, die in der heutigen Zeit nicht mehr relevant sind.  Wir merken, dass das für viele sehr schwierig ist. Alles Bestehende beizubehalten und stetig Neues hinzuzufügen, führt unweigerlich zur Überforderung. Dem gilt es entgegenzuwirken. Inklusive Werte sind die Basis dafür, dass es allen Beteiligten in der Schule gut geht. Inklusion setzt nicht nur auf Individualisierung, sondern in gleichem Maße auf Gemeinschaft. Guter Unterricht in der inklusiven Schule muss beidem Rechnung tragen, und zwar auf allen Ebenen.

Welche Veränderungen und Entwicklungen erwarten Sie im Bereich inklusiver Bildung in den nächsten Jahren?

Veronika Frick:  In der Schule merken wir, dass der Begriff „Integration“ oft noch vorherrschend ist. Integration wird teilweise synonym mit Inklusion verwendet, obwohl den beiden Ansätzen unterschiedliche Werte und Haltungen zugrunde liegen. Während wir bei Integration vor allem an bestimmte Gruppen denken, die in ein bestehendes System eingefügt werden, verstehen wir unter Inklusion die Wertschätzung der Vielfalt und die gemeinsame Entwicklung eines neuen Ganzen, das alle einschließt. Inklusion ist ein kontinuierlicher Prozess aktiver Teilhabe mit dem Ziel, partizipative Strukturen zu schaffen und inklusive Werte in Handeln umzusetzen. Guter Unterricht in der inklusiven Schule sieht Vielfalt als Chance und nutzt dieses gemeinsame Potential der Verschiedenheiten.

Edith Hochgruber: Dadurch verändert sich auch die Rolle der Lehrpersonen. Ein mit- und voneinander Lernen rückt in den Vordergrund. Die Lehrpersonen werden in professionellen Lerngemeinschaften zusammenarbeiten und dadurch eine Entlastung und einen großen Gewinn erfahren. Die mutige Auseinandersetzung mit den bestehenden Strukturen und die daraus sich ergebenden Kurskorrekturen werden den Lehrpersonen den Rahmen bieten, sich auf das Kind /den Jugendlichen zu konzentrieren und guten Unterricht in der inklusiven Schule zu realisieren. An den Pilotschulen möchten wir in unserer Funktion als Prozessbegleiterinnen und -begleiter einen Beitrag dazu leisten.

Können Sie einige Beispiele für bewährte Praktiken oder innovative Ansätze zur Förderung von inklusivem Unterricht und zur Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Bedürfnissen teilen?

Edith Hochgruber: Eine Schule, die inklusiven Werten folgt und das Kind/den Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt, sieht von Kategorisierung ab und ermöglicht jedem und jeder Einzelnen bestmögliches Lernen. Selbstwirksamkeit und soziales Eingebundensein sind Grundbedürfnisse eines jeden Menschen – egal welche Begabungen und Bedarfe mitgebracht werden. Es ist eine Illusion zu glauben, dass das Merkmal Beeinträchtigung oder Migration eine homogene Gruppe erfasst. Neben dem einen Merkmal das jeden Menschen auszeichnet, gibt es  noch viele andere, die ihn einzigartig machen.

Veronika Frick: Es gibt also nicht „die“ ideale Methode. Sehr wohl gibt es aber wissenschaftlich belegte Kriterien für guten Unterricht, die wegweisend sind, um die Bildungsziele des 21. Jahrhunderts zu erreichen. Und es gibt gute Beispiele von Schulen, die sich bereits auf den Weg gemacht haben. Von diesen kann man lernen und sich das eine und andere abschauen. Niemals aber können Konzepte eins zu eins übertragen werden, eben weil die Voraussetzungen und die Personen verschieden sind. Kompetenzorientierter Unterricht zielt auf das individuelle Lernen ab. Es geht darum, die Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt zu stellen und Ihnen individuell je nach Bedarf Unterstützung anzubieten. Sehr oft hört man die kritische Anmerkung, es sei für die einzelne Lehrperson unmöglich, jedes Kind dort abzuholen, wo es stehe bzw. für jedes Kind einen eigenen Lernplan zu erstellen. Darum geht es auch nicht, sondern darum, Schule gemeinsam neu zu denken und ein Setting zu schaffen, in welchem sich alle gegenseitig unterstützen und gemeinsam kreative Lösungen finden können. Ein Setting, in welchem Kooperation und nicht Konkurrenz im Vordergrund steht. Ein Setting, in welchem Fehler als Chancen für nächste Lernschritte gesehen werden und sich alle Beteiligten wertgeschätzt und angenommen fühlen.

Inklusion bedeutet Teilhabe und Partizipation aller an Schule Beteiligten.

Veronika Frick

Wie arbeiten Prozessbegleiterinnen und -begleiter daran, die Zusammenarbeit zwischen Lehrenden, Lernenden und Eltern in inklusiven Schulen zu fördern?

Veronika Frick: Inklusion bedeutet, wie gesagt, Teilhabe und Partizipation aller an Schule Beteiligten. Das heißt Schulführungskräfte, Lehrpersonen, nicht unterrichtende Personen, Eltern und selbstverständlich die Schülerinnen und Schüler müssen sich gemeinsam auf den Weg machen. Dafür gilt es zu sensibilisieren. Dies sehen wir als eine der wichtigen Aufgaben im Prozess der Schulentwicklung. Die Pilotschulen unterscheiden sich voneinander und gehen dementsprechend unterschiedliche Wege. Sie eruieren, wo Bedarf besteht, und setzen Maßnahmen zur Einbindung aller.

Welche Ressourcen, Schulungen oder Unterstützungsmöglichkeiten stehen Lehrkräften und Schulen zur Verfügung, um inklusiven Unterricht erfolgreich umzusetzen?

Edith Hochgruber: An der Pädagogischen Abteilung gibt es bereits ein breit aufgestelltes Angebot an Fortbildungsveranstaltungen und Beratungen. Das Ziel, inklusiven Unterricht umzusetzen ist ja nicht neu. Wir sind auf allen Ebenen bereits seit Jahren auf dem Weg. Die Entwicklungen und Herausforderungen der Zeit mit einer zunehmenden Heterogenität und einem neuen Verständnis von Lehren und Lernen machen es erforderlich, das Ziel wieder in den Fokus zu nehmen und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dies geschieht auf allen Ebenen und alle Angebote werden darauf ausgerichtet. Speziell für den Schwerpunkt „Wege in die Bildung 2030 – Guter Unterricht in der inklusiven Schule“ gibt es Unterstützung durch uns Prozessbegleiterinnen und -begleitern, sowie ein vielfältiges inhaltliches Fortbildungsangebot in Form von „Rohlingen“. Diese „Rohlinge“ umfassen 6 Themenfelder mit zahlreichen Unterthemen, die je nach Bedarf der Schulen für sie und mit ihnen „zugeschliffen“ werden. Dadurch entsteht ein adaptiertes, schulscharfes Angebot.

Veronika Frick: Bei unserer Arbeit an den Schulen merken wir zum einen, dass es an den Schulen selbst sehr wertvolle Ressourcen gibt, viele hoch qualifizierte Lehrpersonen , die ihre Kompetenzen  aufgrund der bestehenden Strukturen oft nicht gezielt einsetzen können. Zum anderen sehen wir auch, dass personelle Ressourcen flexibler und damit effizienter genutzt werden könnten. Der gesetzliche Rahmen bietet dafür zahlreiche Möglichkeiten. Ein Umdenken in diesen Bereichen würde unserer Meinung nach, allen, vor allem auch den betreffenden Lehrpersonen, mehr Genugtuung und Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglichen, was sich schlussendlich wieder auf die Kinder und Jugendlichen auswirkt.

Welche Empfehlungen haben Sie für die Pilotschulen, die sich auf den Weg zur Umsetzung von inklusiver Bildung begeben?

Edith Hochgruber: Mut zur Veränderung.Wertschätzung der Vielfalt und Nutzung der Ressourcen.Kooperation in professionellen Lerngemeinschaften.Vernetzung untereinander. Vertrauen.

Welche persönliche Motivation oder Vision treibt Sie an, sich für die Weiterentwicklung der inklusiven Bildung einzusetzen?

Veronika Frick:  Wir wünschen uns eine Schule für alle, in der sich Schülerinnen und Schüler, Lehrerpersonen, Schulführungskräfte und nicht unterrichtende Personen wohlfühlen und ihre Potentiale entfalten können. Eine Schule, die Eltern als Bildungspartner erlebt und Anerkennung und Wertschätzung in der Gesellschaft erfährt. Eine Schule, in der wie in anderen Bereichen gilt, dem Immer-mehr und Immer-schneller entgegenzuwirken und das Wesentliche in den Fokus zu nehmen. Wir sind überzeugt, dass wir dafür gute Voraussetzungen  haben und vertrauen darauf, dass wir Schule gemeinsam weiterentwickeln zu können.

Redaktion INFO