„Ein Leben so kurz“

Freitag, 16.5.2025

Mit ihrer sensiblen Reportage über Sternenkinder gewinnen Lena Unterpertinger und Liam Fiechter den Gabriel-Grüner-Schülerpreis 2025. Die Preisverleihung erfolgt heute, am Freitag, 16. Mai 2025. INFO hat mit den beiden über ihre Recherche, ihre Begegnungen – und die Verantwortung beim Schreiben gesprochen.

Eine einfühlsame Reportage über Sternenkinder hat den Gabriel-Grüner-Schülerpreis 2025 gewonnen. Lena Unterpertinger und Liam Fiechter von der Fachoberschule für Wirtschaft, Grafik und Kommunikation „Gilbert und Julius Durst“ in Brixen erzählen darin von Eltern, die ihr Kind kurz vor oder nach der Geburt verlieren, von einer Fotografin, die diese letzten Momente in Bildern festhält – und von Trauer, Schmerz und Hoffnung. Für ihre sensible und sorgfältige Arbeit wurden sie mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Der Gabriel-Grüner-Schülerpreis ist ein Projekt der Pädagogischen Abteilung, des Wochenmagazins ff und der Agentur Zeitenspiegel in Stuttgart. Er erinnert an den 1999 in Mazedonien ermordeten Stern-Reporter Gabriel Grüner und würdigt junge Menschen, die mit journalistischem Gespür gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen. Die Preisverleihung erfolgte heute, am Freitag, 16. Mai 2025, im Rahmen einer Feierstunde, veranstaltet vom Bildungsausschuss Mals. INFO hat mit Lena Unterpertinger und Liam Fiechter über ihre Recherche und ihre Erfahrungen gesprochen.

INFO: Wie lief die Teilnahme am Gabriel-Grüner-Preis ab?

Lena Unterpertinger: Unsere Deutschlehrerin hat uns auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht, da wir beide gern schreiben. Es war eine Gelegenheit, Erfahrungen mit Journalismus zu machen, also haben wir uns dann dafür angemeldet, sind zu den Workshops gegangen und haben nach Themen gesucht. 

Was hat euch dazu bewegt, gerade über Sternenkinder zu schreiben – ein so sensibles und oft tabuisiertes Thema?

Lena Unterpertinger: Im letzten Jahr hat Barbara Bachmann den Claus-Gatterer-Preis mit ihrem Essay „Ein Leben so kurz” gewonnen, in dem sie über ihr Sternenkind bzw. ihre Totgeburt schreibt. Wir haben im selben Jahr beim Claus-Schülerpreis mitgemacht und waren deshalb bei der Preisverleihung dabei. Die Rede, die sie dort gehalten hat, war sehr bewegend und ist noch lange im Kopf geblieben. Da sind wir das erste Mal so richtig auf das Thema aufmerksam geworden.

Liam Fiechter: Als wir anfingen, an unserer Geschichte zu arbeiten, wurde uns allerdings klar, wie schwierig es ist, über ein solch intimes Thema zu schreiben. Lange Zeit fanden wir keine Sternenkindeltern, die bereit waren, mit uns zu sprechen. Es war unklar, ob unsere Geschichte überhaupt zustande kommen würde. Eine Mutter sagte uns kurz vor dem geplanten Treffen ab. Zu groß sei die Angst, dass alte Wunden aufreißen würden, schrieb sie uns. Durch unsere erste Protagonistin, der Sternenkindfotografin Manuela, kamen wir schließlich doch noch in Kontakt mit Kathrin und Werner, den Sternenkindeltern von Raphael und Laura.

Lena Unterpertinger und Liam Fiechter (Dritte und Vierter von links) bei der Preisverleihung

Wie seid ihr auf die Fotografin gestoßen, die solche Momente begleitet – und wie war das Gespräch mit ihr?

Liam Fiechter: Im vergangenen Sommer habe ich einen Beitrag auf „RAI Südtirol“ gesehen, wo über die Arbeit der Sternenkindfotografinnen und -fotografen berichtet wurde. Darin kam auch Manuela Schöpf zu Wort. Sie war die Erste, die die Sternenkindfotografie nach Südtirol brachte. Als ich Lena davon erzählt habe, war sie, wie ich, beeindruckt davon. Wir wollten mehr darüber wissen.

Lena Unterpertinger: Als wir Manuela kontaktiert haben, konnten wir sie schnell von dem Projekt überzeugen. Gemeinsam wollten wir die Sternenkindfotografie in Südtirol bekannter und betroffenen Eltern Mut machen. Manuela war für uns wirklich eine große Unterstützung und hat uns sehr viel Vertrauen und Zeit geschenkt.

Welche Begegnung ist euch beim Recherchieren besonders nahe gegangen?

Lena Unterpertinger: Es gab viele berührende Begegnungen bei der Arbeit an der Reportage, weil es allgemein ein Thema ist, das unter die Haut geht. Was mir immer sehr nahe ging, war es, Fotos von Manuela oder Dein Sternenkind zu sehen. Fotos von den Sternenkindern. Sehr bewegend war es auch als wir bei Kathrin zu Hause waren und sie mit uns die Fotoalben ihrer Sternenkinder durchblätterte.

Liam Fiechter: Eigentlich war geplant, nur mit Kathrin über ihre Sternenkinder zu sprechen. Als wir sie Anfang Januar in Terlan besuchten, war zufälligerweise auch ihr Mann Werner zu Hause. Er hatte frei. Kurzerhand setzte er sich zu uns an den Esstisch und stieg ins Interview ein. Es war berührend, die Geschichte auch aus der Perspektive eines Vaters zu erfahren.

Wir haben sehr viele positive Reaktionen bekommen, von Lehrerinnen und Lehrern, Eltern sowie Mitschülerinnen und Mitschülern.

Wie seid ihr mit der Verantwortung umgegangen, über ein so persönliches Thema zu schreiben, bei dem es um Trauer und Hoffnung geht?

Liam Fiechter: Wir führten lange und innige Gespräche mit unseren Gesprächspartnerinnen und -partnern. Dabei war es uns wichtig, sie zu Wort kommen zu lassen und ihnen zuzuhören, während wir mit unseren Fragen im Hintergrund blieben. Zu sehen, wie viel Vertrauen sie uns schenkten, wie offen sie mit uns sprachen, war beeindruckend.

Lena Unterpertinger: Wir wollten die Reportage nicht extra dramatisch oder traurig schreiben, denn sie soll nicht runterziehen, sondern Mut machen. Wir haben uns viel mit unseren Protagonisten und Protagonistinnen abgesprochen und Zitate eingebaut, damit ihre Geschichten so authentisch und natürlich wie möglich erzählt werden. Das waren wir ihnen schuldig.

Welche Reaktionen habt ihr bisher auf eure Reportage bekommen – von Lehrpersonen, Mitschülerninnen und Mitschülern oder Menschen aus dem Umfeld?

Lena Unterpertinger: Wir haben sehr viele positive Reaktionen bekommen, von Lehrerinnen und Lehrern, Eltern sowie Mitschülerinnen und Mitschülern. Viele waren auch überrascht über unsere Themenwahl, manche am Anfang auch skeptisch. Die meisten hat der Text aber sehr berührt. Das wichtigste Feedback war für uns aber natürlich das unserer Gesprächspartnerinnen und -partnern. Als wir dann von Manuela und Kathrin sehr rührende Rückmeldungen bekommen haben, sie sich in dem Text wiedergefunden und sich bei uns bedankt haben, war es das größte Lob.

Wie habt ihr euch die journalistischen Werkzeuge für Text und Bild erarbeitet – und was habt ihr dabei über Reportagen gelernt?

Lena Unterpertinger: Wir haben Vieles aus den Workshops mitgenommen und wurden bei unserer Arbeit vom Fotografen Uli Reinhardt und der Journalistin Uschi Entenmann toll betreut.

Liam Fiechter: Dabei haben wir gelernt, dass die Reportage ein unglaublich tolles Werkzeug ist, um Gefühle zu transportieren. Ich freue mich, wenn uns das mit unserer Geschichte gelungen ist.

Die Workshops haben mir gezeigt, wie wertvoll guter Journalismus ist.

Was bedeutet euch der Gabriel-Grüner-Preis – auch im Hinblick auf die Geschichte von Gabriel Grüner selbst?

Liam Fiechter: Den Gabriel-Grüner-Preis gewonnen zu haben, ist eine große Ehre. Gabriel Grüner war Kriegsreporter. Er begab sich an Orte und beschäftigte sich mit Schicksalen, die häufig verschwiegen wurden. Auch Fehlgeburt und Totgeburt sind Themen, die viel zu oft verschwiegen und verdrängt werden. Wir hoffen, dass unsere Geschichte einen Beitrag dazu leisten kann, dem entgegenzuwirken.

Was nehmt ihr von der Teilnahme an diesem Workshop bzw. Wettbewerb mit?

Liam Fiechter: Bei den Workshops habe ich gute Geschichten und gute Bilder schätzen gelernt.

Lena Unterpertinger: Die Workshops haben mir gezeigt, wie wertvoll guter Journalismus ist. Am meisten habe ich aber von den Begegnungen mit unseren Protagonistinnen und Protagonisten mitgenommen. Sie haben mir viel zum Nachdenken gegeben und ich habe viel über Trauer gelernt.

Könntet ihr euch vorstellen, später journalistisch zu arbeiten – oder war das Projekt eher ein einmaliger Ausflug in diese Welt?

Liam Fiechter: Ich könnte mir vorstellen, in Zukunft journalistisch zu arbeiten, allerdings bin ich noch unsicher, was ich nach der Matura machen möchte. Auch Grafikdesign würde mich interessieren.

Lena Unterpertinger: Mein Plan nach der Matura steht noch nicht wirklich fest. Ich kann mir für später vieles vorstellen und habe auch Interessen in vielen verschiedenen Bereichen, was die Entscheidung nicht gerade einfach macht. Aber Journalismus ist auf jeden Fall auch eine Richtung, über die ich schon öfter nachgedacht habe.

INFO Redaktion

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