Wenn Bilder lebendig werden

Im Kindergarten Weißenbach entdecken Kinder die Magie der Stop-Motion-Technik. Mit Tablet, Fantasie und viel Geduld verwandeln sie Figuren, Tiere und Lego-Sets in kleine Trickfilme – ein kreativer Zugang zu digitaler Medienbildung.
„Stop-Motion ist eine Animationstechnik, bei der die Illusion von Bewegung durch das schrittweise Fotografieren eines Objekts erzeugt wird. Dabei wird das Motiv nach jeder Aufnahme minimal bewegt, bevor ein neues Bild gemacht wird. Die so entstandene Serie von Einzelbildern wird dann nacheinander abgespielt, wodurch die Objekte zu leben scheinen.“
So erklärt die KI diese Filmtechnik, die es eigentlich schon seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt und mit deren Hilfe die ersten Zeichentrickfilme entstanden sind. Genau wie die KI, halten auch digitale Medien Einzug in unseren Alltag und somit auch in den Kindergarten – dies spiegelt sich auch in den Fortbildungsangeboten für Pädagogische Fachkräfte des Kindergartensprengels Bozen wider. Die Animationstechnik war mir bereits bekannt und ich finde es überaus spannend, welche kreativen Geschichten, Kurzfilme, Werbespots, Denkanstöße und vieles mehr damit erschaffen werden können. „An die Arbeit!“, dachte ich mir nach dem informativen und spannenden Fortbildungsnachmittag, geleitet vom Kreativ- und Bildungskollektiv MarameoLab in Bozen.
Einen Film drehen
„Heute drehen wir einen Film, wer hat Lust mitzumachen?“ fragte ich die Kinder am nächsten Tag im Kindergarten. Ich erntete erstmals skeptische Blicke, verständlicherweise. Ich nahm das Tablet zur Hand, der Umgang mit Tablet und Kamera war den Kindern bereits bekannt. Jetzt war das Interesse geweckt. Wir setzten uns an den Tisch und ich erklärte den Kindern kurz die Stop-Motion Studio-App (die es übrigens kostenlos zum Herunterladen gibt). Wieder blickte ich in fragende Gesichter. Nach dem Motto „Bilder sagen mehr als 1000 Worte“ machten wir uns gemeinsam auf den Weg. Auch ich betrat Neuland. Provisorisch wurde das Tablet auf einem Stuhl befestigt, ein Hintergrundbild musste her, grüner Karton, eine Wiese. Schnell war auch das Thema klar: Tiere. Tiere auf einer Wiese. Kinder haben die besondere Gabe zu improvisieren und mit ihrer Vorstellungskraft Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Die Perfektion, mit der wir Pädagogischen Fachkräfte in der Fortbildung an das Thema herangingen, war bei der Arbeit mit den Kindern fehl am Platz. Die Mädchen und Jungen wollen etwas schaffen, sich ausdrücken und kreativ sein. Und schon nach wenigen Fotos wurde ein Erfolg sichtbar: „Des isch jo a Zeichntrick!“

Wenn der Funke überspringt
Das Interesse war geweckt, der Funke war übergesprungen. Vor allem die einzuschulenden Kinder erfanden immer wieder neue Geschichten, die sie aufnehmen wollten: Motorräder wurden gebaut, Filmsets aus Duplo-Lego kreiert, Pferdegeschichten erfunden, „Überwassergeschichten“ erzählt, Special Effects eingebaut und Geräusche und Klänge hinzugefügt. Die Kinder selbst wurden zu Schauspielerinnen und Schauspielern und sogar das Aufräumen wurde Teil dieses Projekts. Gearbeitet wurde meist in Zweierteams: Ein Kind machte die Fotos, das andere Kind verstellte die Figuren, Zentimeter um Zentimeter. Geduld, Ausdauer, Kooperation und Problemlöseverhalten sowie Kreativität, Absprachen, Rücksichtnahme und gegenseitiges Einfühlungsvermögen wurden dabei besonders gestärkt.
Rückblickend war dieser kleine Ausflug in die Filmwelt in vielerlei Hinsicht sehr spannend und lehrreich. Das kritische Hinterfragen digitaler Medien ist unser Auftrag und Teil unseres pädagogischen Handelns. Mittels überdachter Angebote können digitale Medien durchaus kreativ und pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden und eröffnen Kindern neue Gestaltungsmöglichkeiten.




