Sommersprachkurs 2023

„Sich einmal normal und gut fühlen“ 

Mittwoch, 6.9.2023

In den letzten beiden Augustwochen fanden wieder die „Sprachkurse für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund der Sprachenzentren Südtirol“ statt. Es waren zwei Wochen der Vielsprachigkeit, der spannenden Herausforderungen und der fröhlichen Lacher. 

Bereits zum fünften Mal durfte ich in diesem Jahr die Leitung einiger Gruppen während der Sommersprachkurse übernehmen. In den vergangenen zwei Wochen habe ich daher die Zeit mit drei Gruppen von Schülerinnen und Schülern aus Naturns und Plaus verbracht, die sich auf den Sprachniveaus A1, A2 und B1 befanden. 

Gemeinsam mit den Lernenden aus Polen, Serbien, Albanien, Pakistan, Kolumbien, Armenien, Marokko und Afghanistan haben wir wichtige Regeln der deutschen Sprache mit verschiedenen Lese-, Spiel-, Sprech- und Schreibübungen erarbeitet. Dabei wurden nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch ich als Lehrerin – wie so oft – immer mal wieder mit Herausforderungen und einigen Dilemmata der deutschen Sprache konfrontiert. Wenn wissbegierige Kinder in nur wenigen Tagen große Fortschritte machen und viele Grammatikregeln verstehen und anwenden können, aber dennoch mehrmals in der Woche Fragen stellen wie: „Warum ist das jetzt so und nicht so, wie wir es gelernt haben?“ und die Antwort darauf immer lautet: „Stimmt, aber das ist eine Ausnahme“, kann das sehr frustrierend sein.  

„Es hat mir gefallen, einmal normal zu sein und zu den guten Schülern der Klasse zu gehören.“

Trotz dieser gelegentlichen Momente blicken  die Lernenden und ich auf eine Woche voller Spaß und Fortschritte zurück, was auch von den Schülerinnen und Schülern im Alter von 6 bis 12 Jahren in der Abschlussstunde bestätigt wurde. Mohamed (8 Jahre) brachte es in seinem Feedback auf den Punkt: „Es hat mir gefallen, einmal normal zu sein und zu den guten Schülern der Klasse zu gehören.“ Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit ist für jede Art von Lernfortschritt von großer Bedeutung. Leider sind solche Selbstwirksamkeitserfahrungen in regulären Klassen aufgrund verschiedener Probleme, wie zum Beispiel der dominanten Defizitorientierung seitens der Lehrkräfte und des Mangels an Ressourcen wie Zeit und Personal, selten. Kinder mit Deutsch als Zweitsprache haben nur selten Gelegenheit, sich als selbstwirksam wahrzunehmen und sich gut zu fühlen, was sich negativ auf den Lernfortschritt auswirken kann.  

Ein Highlight der Kinder war die selbst erfundene Bildgeschichte.

Natürlich sind die Fortschritte in den Sommersprachkursen begrenzt, da zwei Wochen – also insgesamt 1,5 Stunden Kurszeit pro Kind und Tag – nur wenig Raum für „große“ sprachliche Entwicklungen bieten. Doch das ist auch nicht das Hauptziel der Kurse. Diese sollen dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche, die oft den ganzen Sommer über wenig oder gar nicht Deutsch gesprochen haben, in einer sicheren und geschützten Umgebung wieder mit der deutschen Sprache in Kontakt kommen. So sollen Hemmungen abgebaut werden, Deutsch zu sprechen, wenn die Schule wieder beginnt. 

Denn wir alle wissen, dass Sprachkompetenz nur erworben wird, indem man probiert und viele Fehler macht.  

Teresa Putzer

Sommersprachkurs 2023

„Schülerinnen und Schüler ans Steuer lassen“ 

Mittwoch, 22.10.2025

Die Erziehungswissenschaftlerin Gabriele Weigand plädiert für eine Schule, die jedes Kind als Person in den Blick nimmt – jenseits von Etiketten wie „schwach“ oder „hochbegabt“. In Brixen leitete sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden Mirjam Maier-Röseler und Katharina Weiand eine Fortbildung zur inklusiven Begabungsförderung. Im Interview erklärt sie, wie Kinder ihre Fähigkeiten entfalten können, welche Kultur Schulleitungen stiften sollten und warum gute Förderung immer auf Beobachtung und Vertrauen basiert.

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Im Fokus

  • „Schülerinnen und Schüler ans Steuer lassen“ 
    Die Erziehungswissenschaftlerin Gabriele Weigand plädiert für eine Schule, die jedes Kind als Person in den Blick nimmt – jenseits von Etiketten wie „schwach“ oder „hochbegabt“. In Brixen leitete sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden Mirjam Maier-Röseler und Katharina Weiand eine Fortbildung zur inklusiven Begabungsförderung. Im Interview erklärt sie, wie Kinder ihre Fähigkeiten entfalten können, welche Kultur Schulleitungen stiften sollten und warum gute Förderung immer auf Beobachtung und Vertrauen basiert.
  • „Wir verhindern Lernen durch Unterricht“ 
    Stefan Ruppaner gilt als einer der radikalsten Schulreformer Deutschlands. An der Alemannenschule im baden-württembergischen Wutöschingen hat er das klassische Schulsystem auf den Kopf gestellt – und zeigt, wie Lernen ohne Unterricht besser funktioniert – auch für Schulen in Südtirol. 
  • Führen ohne Macht  
    Die Organisationsberaterin Michaela Sburny begleitet seit Jahren Schuldirektorinnen und Schuldirektoren sowie solche, die es werden wollen. In Schloss Rechtenthal in Tramin leitet sie ein Fortbildungsmodul zu Personalführung und -entwicklung – über Motivation, Rollenbilder und die Kunst des Führens ohne Macht. 
  • Arbeitsplatz in schwindelerregender Höhe
    Die Landesdirektion deutschsprachige Berufsbildung bietet am Berufsbildungszentrum Schlanders Lehrgänge für Fenstermonteure an, welche mit einer Zertifizierungsprüfung abschließen. Brigitte Donà hat diesen Lehrgang erfolgreich absolviert und ist Südtirols erste zertifizierte Fenstermonteurin. Donà ist in einem weltweit tätigen, innovativen Fassadenbauunternehmen in Brixen beschäftigt, das Sonderkonstruktionen aus Glas und Metall realisiert.
  • „Kinder haben ein Recht auf eine analoge Kindheit“
    Wenn Roboter bessere Roboter werden, müssen wir Menschen humaner werden, sagt Zukunftsforscher Tristan Horx. Im Interview spricht er über übertriebene Ängste vor KI, das Ende alter Gewissheiten und die Rolle von Schule in einer Zeit, in der nicht mehr Wissensvermittlung, sondern Menschlichkeit, Empathie und Konfliktfähigkeit im Vordergrund stehen müssen.
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