Inklusion ist Abbau von Barrieren, im Haus und im Kopf.

Mittwoch, 25.6.2025

Warum an der Bildungsdirektion in diesem Juni die Regenbogenfahne gehisst wird.

Pädagogik und Lernforschung sind sich darüber im Klaren: Lernen kann nur auf der Grundlage eines Gefühls von Sicherheit, Geborgenheit und Akzeptanz erfolgen. Doch Vorurteile und Diskriminierung können eine ganze Reihe menschlicher Merkmale treffen, wie z.B. Alter, Nationalität, Geschlechtsidentität, Glaube oder sexuelle Orientierung. Viele negativ geprägte Vorurteile diesen und anderen Merkmalen gegenüber sind in unserem kollektiven Gedankengut tief verwurzelt. Doch die Vision einer wahrhaftig inklusiven Schule erfordert den Abbau von diskriminierendem Gedankengut. Deshalb zeigt die Deutsche Bildungsdirektion im internationalen „Pride Month“ Juni Haltung und hisst die Regenbogenfahne.

Im Juni hängt die Regenbogenfahne an dem Gebäude der Deutschen Bildungsdirektion.

Über den Inklusionsgedanken hinaus tragen Schulen auch eine besondere Verantwortung beim Prozess der Identitätsfindung im Kindes- und Jugendalter, denn dieser Prozess wird stark von den sozialen Wechselwirkungen mit Gleichaltrigen und der gesamten Schulgemeinschaft beeinflusst. Solche wichtigen Entwicklungsprozesse werden durch Formen der Ausgrenzung und Diskriminierung, seien diese offensichtlich oder subtil, gehemmt und geschädigt. Die Schule muss ein sicherer Ort sein, für alle Kinder und Jugendlichen. Auch aus diesem gesellschaftlichen Auftrag heraus ist ein klares Bekenntnis des „Bildungsortes Schule“ gegen Homo-, Bi- und Transphobie wichtig. Dafür braucht es Maßnahmen zur Sensibilisierung des gesamten Schulpersonals, eine starke Ermutigung zur Reflexion des eigenen Handelns und die Verankerung einer Verhaltensrichtlinie für die gesamte Schulgemeinschaft.

Mögliche Maßnahmen können sich auf alle Bereiche von Schule, Unterricht und Lernen beziehen, auf die Entwicklung von Leitbildern, Dreijahresplänen und schulinternen Curricula bis hin zur Schulgemeinschaft und dem Schulgebäude selbst:

„Wir müssen weiterhin die Negativität und die Angst, die mit der aktiven Inklusion von LGBT-LGBT+Menschen (Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender)einhergehen, abbauen, indem wir ihre Sichtbarkeit in allen Aspekten des Schullebens erhöhen.“ (Barnes & Carlile, How to Transform your School into an LGBT+ Friendly Place S. 35, frei übersezt)

Einen wichtigen Beitrag auf der Ebene der Lehrpläne leistet auch die Sexuelle Bildung. Sie informiert, wirkt präventiv und fördert die Inklusion. Leider werden derzeit sexualpädagogische Initiativen vonseiten des Bildungsministeriums in Rom eher in Frage gestellt und im schulischen Kontext erschwert. Die Notwendigkeit von proaktiver Förderung von Inklusion und Gleichberechtigung wird nach wie vor an den zahlreichen Nachrichten von Übergriffen deutlich, die homo- und transphobe Diskriminierung und Aggression zum Thema haben. Laut dem „Progetto omofobia.org“ sind in den zwölf Monaten bis April 2025 154 Menschen in Italien Opfer von homo-, bi- und transphoben Aggressionen oder Diskriminierung geworden. Diese Fälle reichen von rechtlichen Diskriminierungen (z.B. Wohnungs- oder Arbeitssuche) bis hin zu Fällen von Mobbing, Suizid und Mord. Die Region Trentino-Südtirol hält in dieser Statistik die höchste Vorfall-Rate im Verhältnis zur Einwohnerzahl.

Damit sich das ändert: auch dafür hängt die Regenbogenfahne im Juni an dem Gebäude der Bildungsdirektion.

Links zum Weiterlesen:

Buchtipp:

  • E. Barnes & A. Carlile, How to transform your school into an LGBT+ friendly place, London 2018

Guido Caracristi/Pädagogische Abteilung

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